Eichbarts Reisebericht



Eichbart vom Heidegrund / Die Reise nach Hause

Nach der Rückkehr unseres glorreichen und Geschichtsträchtigen Abenteuers in den Ausläufern des ehernen Schwertes und der Abgabe des Kleinodes befiel mich ein Gefühl der Wehmütigkeit. Nach ein paar Tagen in der meiner Meinung nach viel zu nördlich gelegenen Stadt konnte ich es dann doch definitiv als Heimweh bezeichnen.

Also gab ich dem nur allzu bereitwillig nach, verabschiedete mich von meinen Freunden und Mitstreitern und schloss mich einer Truppe Händlern an die in Richtung des heimatlichen Weidens zogen.
Es war eine ruhige Reise, so hatte ich Gelegenheit mich innerlich auf das Treffen mit meinem Vater vorzubereiten der mit Sicherheit nicht erpicht darauf war mich wiederzusehen nachdem wir bei unserer letzten Zusammenkunft doch im Streit auseinander gegangen waren.
Ich hoffte jedoch das auch er, ebenso wie ich genug Zeit hatte die gesprochenen Worte noch einmal Revue passieren zu lassen, das Gesagte nicht mehr auf die Goldwaage zu legen und die familiären Bande über das Gewesene zu stellen.

Angekommen auf dem heimatlichen Gut schloss mich dort überraschenderweise mein Bruder Praiowein als erstes herzlich in die Arme und gab mir sofort den Rat wenn ich bei Vater vorstellig werde das leidige Thema Heirat bloß außen vor zu lassen denn er hegte wohl doch noch immer einen gewissen Groll gegen mich was meinen Standpunkt zu diesem leidigen Thema betraf. Wie schade sinnierte ich.

Auf die Frage hin warum er sich denn hier bei uns im Heidegrund befände antwortete er etwas ausweichend und erst auf drängendes Nachfragen rückte er endlich mit der vollen Wahrheit heraus.
Es ward Ihm nämlich vor einigen Monden in seiner Eigenschaft als Geweihter eine Rondrianische Queste auferlegt worden aber so sehr er sich auch bemühte, waren anscheinend all seine Mühen von vorneherein zu Scheitern verurteilt.

So sah er es natürlich als ein Zeichen seiner Göttin an, das jetzt genau zu diesem Zeitpunkt wo seine Moral am Tiefpunkt angekommen war, sein heißgeliebter Bruder auftaucht um ihm seiner Meinung nach bei eben jener zu helfen.

Was soll ich sagen, wenn der große Bruder einen mit einer dermaßenen Vehemenz bittet dann kann man ja wohl schlecht Nein sagen.

So begab es sich das schon am gleichen Abend, nachdem ich Vater meine Aufwartung gemacht hatte,er mich aber unmissverständlich spüren ließ das ich zu Hause immer noch nicht willkommen war, Praiowein und ich uns im örtlichen Dorfkrug zusammensetzten und beratschlagten wie man denn seine Queste am besten angehen könnte.

Der Tempelvorsteher, Schwertbruder Arleon Ynglingar von Firunen aus seinem Tempel in Birken nahe der Baronie Rotenforst hatte Ihm auferlegt eine der Herrin Rondra gefälligen Schnitzereien welche von der Geweihten Rodowendra von Weißbarun-Efferdshain vor 2 Götterläufen aus dem tiefen Süden vor der Zerstörung gerettet hatte und wovon eine vor kurzen wohl, so wurde vermutet von einem Tempeldiener gestohlen worden war zu suchen und schnellstmöglich zurückzubringen.

Da mein Bruder aber auch nicht im mindesten nachvollziehen konnte wie wohl ein Dieb denkt und warum man denn überhaupt ein Heiligtum stehlen bzw. entweihen konnte verliefen seine Nachforschungen logischerweise schon sehr früh im Sande.
Also erklärte ich Ihm das es vermutlich entweder die Auftragsarbeit eines Diebes war oder eine Kurzschlußtat eines Gelegenheitsräubers.
Beides würde über kurz oder lang aber dazu führen das die hiesigen Hehler Wind davon bekommen würden und wir schlussendlich genau da ansetzen sollten.

Und so war es dann schließlich auch. Nach ein paar Fehlschlägen fanden wir in Trallop auf hartnäckige Nachfragen endlich einen Informanten welcher uns für ein paar Silberlinge den entscheidenden Tipp gab doch einmal bei dem berühmt berüchtigten Händler "Ardo Kroninger" vorbeizuschauen denn der brüste sich seit einer Weile in einschlägigen Kreisen mit einer einigartigen Sammlung göttergefälliger Schnitzereien aus ganz Aventurien.

Nicht lange überlegt wurden wir bei besagtem zeitnah vorstellig ohne jedoch die Profession meines Bruders zu enthüllen. Wir traten dort als "Beschaffer" seltener Gegenstände auf und wollen Ihm ein Angebot machen zu welchem ein so großartiger Sammler wie er wohl kaum Nein sagen könne. Ein paar zielgerichtete Schmeicheleien taten dann Ihr übriges.

Es klappte also wie am Schnürchen und nach einem kurzen Gespräch zeigte der gierige Albernier uns seine augenmerklich über Jahre zusammen getragene Sammlung an gestohlenen oder ergaunerten Kostbarkeiten.
Auch sein neuestes Stück, eine Schnitzerei mit dem Konterfei eines Löwen zeigte er uns voll Stolz und auf die Frage wo man denn ein solches Prachtexemplar herbekomme antwortete er doch tatsächlich feist mit: Rondra wäre Ihm halt hold gewesen.

Da verlor mein Bruder für den die ganze Scharade schon eh eine gewaltige Zumutung war endgültig seine Geduld und er streckte Ihn mit einem gezielten Faustschlag nieder um sich daraufhin sofort das Kleinod zu nehmen und anzuschicken das Haus des Händlers unverzüglich zu verlassen.

Ich hielt Ihn daraufhin zurück und erklärte Ihm dass es vielleicht noch andere göttergefällige Heiligtümer hier gebe welche auf eine Rückführung zu den ursprünglichen Besitzern warteten und wir deshalb den Schuft seiner gerechten Strafe anheim führen sollten.
Er stimmte mir nach kurzer Überlegung schamhaft zu und einem kurzen aber heftigen Kampf mit den angeheuerten Wachen des Hauses übergaben wir Ardo gönnerhaft dem Stadtmeister Tannfried von Binsböckel welcher weit über Trallops Grenzen hinaus als unbestechlich galt.
Er dankte uns nach der Beweisführung im Namen der Stadt und versicherte, dass der Albernier seiner gerechten Strafe zugeführt würde und diese nicht klein ausfallen würde.

Das reichte uns aus und so machten wir uns unverzüglich auf den Löwen zurück zu seinem ursprünglichen Bestimmungsort zu bringen.
Kurz vor der der Ankunft im Tempel jedoch verabschiedete ich mich um den Ruhm meines verdutzten Bruders nicht zu schmälern indem dort jemand auf den Gedanken kommen könnte er hätte es alleine vielleicht nicht geschafft seine Queste zu erfüllen.
Dankbar nahm er mich daraufhin in seine Arme und versicherte mir das er alles tun würde um das Verhältnis unseres Vaters zu mir wieder in eine gute Bahn zu lenken.

Glücklich, zufrieden und vom Heimweh gänzlich genesen machte ich also auf den Weg zurück nach Paavi, wo meine Gefährten sicherlich schon sehnsüchtig auf mich warteten.


 

DSA-ENSE 2015